Eine Berufsinformationsmesse in der KMS 18

Im Projekt Lebensperspektiven wurde am Nachmittag des 15. Juni von den SchülerInnen selbst eine Berufsinformationsmesse organisiert. Lehrerin Gerda Reißner, Projektleiterin in der KMS und Schülerberaterin, berichtet von ihren Erfahrungen.
Gerda Reißner | 27.06.2011

Persönliche Motivation

Auf eine Frage war ich bei unserer Berufsinformationsmesse nicht vorbereitet: Welche Fächer unterrichten Sie?
Geschichte und Deutsch klingen zwar nett, aber wo liegt der Bezug zur Berufsorientierung und die Motivation, dieses Projekt gemeinsam mit dem Berufsberater Gernot Deutschmann an unserer Schule zu starten?
Der Grund ist einfach: Im Vorjahr unterrichtete ich die SchülerInnen meiner 4. Klasse 14-tägig alternierend in zwei Gruppen im Fach Berufsorientierung und scheiterte trotz viel Elan und Einsatz an der herkömmlichen Herangehensweise. Auch meine Kollegin der Parallelklasse entließ ihre SchülerInnen mit einem ähnlich unzufriedenen Gefühl. Wir hatten uns redlich bemüht, doch das Ergebnis war dennoch für  uns unbefriedigend. Viele unserer SchülerInnen waren bei der Lehrstellensuche gescheitert, nach Anmeldungen in weiterführenden Schulen erst recht wieder im Poly gelandet und viele Potentiale, besonders bei Mädchen, waren ungenutzt geblieben.

Wie alles begann

Bei der Arbeit in der Steuerungsgruppe im Projekt Hauptschule trifft Hochschule und im Nachfolgeprojekt Ungleiche Vielfalt als Partnerin der Wirtschaftsuniversität und des Paulo Freire Zentrums waren wir zur selben Zeit beim Forschungsthema Mobilität (das auch berufliche Mobilität umfasst) angekommen und bei unseren Arbeitstreffen hatte ich auch mehrfach das Interesse unserer Schule an diesem Thema bekundet.
Gerald Faschingeder, Direktor des Freire Zentrums, war Ende Juni des Vorjahres von Gernot Deutschmann kontaktiert worden, der sich einen inhaltlichen Austausch in Fragen der Bildung und Lebensberatung wünschte. Deutschmanns Verständnis von Bilden und Lehren entsprach sehr dem Paulo Freires, da auch Deutschmann auf den Ausbruch aus Routine und der Förderung der Eigenständigkeit setzt.
Daraufhin vermittelte Gerald Faschingeder den Kontakt, wir trafen einander einige Male in den Ferien, diskutierten, stellten Überlegungen an, wie das Konzept und die Ideen auf schulischer Ebene umzusetzen seien und starteten schließlich im Schuljahr 2010/11 mit großer Unterstützung meiner Direktorin, Frau Erika Tiefenbacher, durch.
Wissenschaftliche Begleitung
Begleitet von Christine Schwarzgruber, die ihre Diplomarbeit zum Thema Der Beruf- ein kulturelles Erbe? Die berufliche Mobilität junger MigrantInnen in Wien als Gegenstand der bildungspolitischen Entwicklungsforschung" schreibt  und auch an den meisten Treffen als teilnehmende Beobachterin anwesend war, arbeiteten wir kontinuierlich auf mehreren Ebenen: Workshops, Elternarbeit und mit einer freiwilligen SchülerInnengruppe der vierten Klassen im sogenannten Treffpunkt in deren Freizeit am Nachmittag.

Ein Rückblick

Für mich war es eine bereichernde Erfahrung, aus der Rolle der Lehrenden herauszutreten, ganz im Sinne der Erkenntnis, dass Berufsorientierung an sich eigentlich nicht lehrbar ist. Auf gleicher Augenhöhe mit den SchülerInnen, im gemeinsamen Planen und bei gemeinsamen Aktivitäten passierten die wesentlichen Schritte fast unbemerkt.
Die Treffpunkt-SchülerInnen entwickelten ein Logo, sorgten durch Fundraising-Aktionen für ein kleines Budget, das für Sitzwürfel, Bewerbungsmappen und einen Demokratieworkshop verwendet wurde. Das Wissen der TreffpunktschülerInnen kam auch deren KlassenkollegInnen zugute, da diese auch als MultiplikatorInnen verfügten.
Am Ende des Schuljahres, besonders nach der gelungenen Berufsinformationsmesse am 15. Juni 2011, in die wir auch ehemalige SchülerInnen einbinden konnten, können alle Beteiligten zufrieden und stolz auf die Aktivitäten zurückblicken. Am meisten freuten mich aber die Worte der oben genannten Kollegin der Parallelklasse: Schade, dass es das für meine SchülerInnen noch nicht gegeben hat.




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